Musterbeispiel für Innenbelebung

Bürgermeister Martin Pichler (l.) und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (r.).

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich informiert sich bei Bürgermeister Martin Pichler über den Markthof

Schönberg. Sie prägen oft die Ortskerne und beschäftigen Bürgermeister und Gemeinderäte über Jahre oder Jahrzehnte: Leerstände, die vor sich hin altern und die Kommunalpolitiker gerne wiederbeleben würden. In Schönberg ist das mit dem ehemaligen Gasthaus „Bayerischer Hof“ gelungen, im September wurde der Markthof, in dem 22 Wohnungen, eine Bäckerei und eine Physiotherapiepraxis untergebracht sind, eingeweiht.

Über dieses „Musterbeispiel für Innenbelebung“ wollte sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich informieren und besuchte deshalb kürzlich Schönbergs Bürgermeister Martin Pichler. Als „Glücksfall“ bezeichnete es dieser, dass 3. Bürgermeister Herbert Kern in das Objekt investiert und es so zu einem Schmuckstück des Marktplatzes aufgewertet hat. Sowohl die Mieter der Wohnungen, als auch die Praxis und die Bäckerei mit Café würden seither den Ort beleben. „Es ist kaum zu glauben, welcher Impuls davon ausgeht“, so Pichler, der sich auch freute, dass dieses erfolgreiche Projekt zudem eine Art „Nachahmungseffekt“ hatte.  Auch in der ehemaligen Lederhosenfabrik sind 16 Wohnungen entstanden, viele davon barrierefrei. Es sei, so Pichler, eine gute Mischung aus Entwicklungen im Innen- und Außenbereich notwendig – denn auch für das klassische Einfamilienhaus mit Garten brauche es Bauplätze im Gemeindebereich.

Besonders spannend fand aber Olaf Heinrich die neu entstandenen Wohnungen im Ortskern, da die Menschen, die dort leben, viele Alltagsbesorgungen zu Fuß verrichten würden. „Und das wiederum belebt die ortsansässigen Geschäfte.“ Als nächstes Projekt hat sich Martin Pichler den Marktplatzumbau vorgenommen. Indem die Zugänge zu den Gebäuden abgeflacht und auch die Busbuchten tiefergelegt werden, soll der Markt barrierearm werden. „Ganz barrierefrei wird es nicht gehen, wird sind nun mal Schönberg und nicht Schönflach“, so der Bürgermeister. Darüber hinaus hat er bereits ein weiteres Gebäude erworben, in dem im Erdgeschoss die Tourist-Info unterkommt und im Obergeschoss ein Co-Working-Space entstehen soll. „Daneben wollen wir auch eine Bonhoefer-Ausstellung einrichten“, erklärte Pichler. Solche Kulturprojekte seien auch über den Bezirk förderfähig, wie Heinrich wusste. Wenn das Konzept konkretere Formen annimmt, will man sich hierzu nochmals beraten.

Wichtig ist dem Schönberger Bürgermeister die Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte. „Zum Glück haben wir einen historisch gewachsenen Ortskern mit Grünzunge, der auch als Lebensraum attraktiv ist.“ Derzeit gebe es nur wenige Leerstände. Doch hat Pichler Sorge, was die Zukunft der Gastronomie angeht. „Den Betrieben geht das Personal aus.“ Auch Heinrich kennt das Problem, das sich im Zuge der Corona-Schließungen sehr verstärkt habe. „Der Personalmangel zieht sich durch immer mehr Branchen. Da wird es fraglich sein, was wir uns in einigen Jahren noch leisten können“, so der Bezirkstagspräsident. Denn gerade mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen, für die die Kommunen zuständig sind, werden sich zwar die baulichen Herausforderungen noch meistern lassen, aber kaum die personellen. In Schönberg hat man sich auf diese Zeit bereits vorbereitet. Im Untergeschoss der Schule entsteht eine Kinderkrippe, am Kindergarten eine Mensa mit 60 Plätzen, die Köchin wurde bereits eingestellt und arbeitet schon heute mit der Gemeindeverwaltung.
Dennoch, da sind sich beide einig, werden die Spielräume für die Kommunen immer kleiner und die Bürger werden sich von dem gewohnten Niveau an Rundum-Versorgung lösen müssen. „Noch geht der Trend in eine andere Richtung und wir geben viel Geld in Bereichen aus, die wir uns langfristig nicht mehr leisten werden können“, bemerkte Heinrich. Genau vor diesem Hintergrund seien dauerhafte Investitionen in die Zukunft der Ortskerne von so großer Bedeutung. „Aus der Mitte heraus nachhaltig zu wachsen und den Bestand zu sichern, ist besser, als immer neue Pakete der Rundum-Versorgung zu schnüren, deren Kosten am Ende häufig die Kommunen zu tragen haben.“


Im Bild: Bürgermeister Martin Pichler (l.) und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (r.).
Foto: Lang / Bezirk Niederbayern