Mehr als nur ein Arbeitsplatz

Foto: Lang / Bezirk Niederbayern

Bezirksvertreter besichtigen den Betrieb Vilsbiburg der Landshuter Werkstätten GmbH

Vilsbiburg. „Wir wollen unseren Mitarbeitern die Löhne bezahlen, aber keine großen Gewinne machen“, sagte der Leiter der Werkstätte in Vilsbiburg, als es beim Rundgang mit den Bezirksvertretern um steigende Kosten ging, etwa in der Wäscherei. Mittlerweile haben sich die Energiekosten wieder stabilisiert, aber zwischenzeitlich musste man die Preise für die Kunden erhöhen, um noch wirtschaftlich arbeiten zu können. Doch die Kunden – bei der Wäscherei sind es etwa 20 umliegende Firmen, für den Betrieb insgesamt rund 50 – hatten Verständnis dafür. „Die Partnerschaft hat sich also auch in den Krisenzeiten bewährt, das ist sehr erfreulich“, resümierte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, der sich auch insgesamt über wachsende Konkurrenz am Markt informierte. Denn Konzentrationsprozesse   würden in manchen Branchen zu einem Preiskampf führen, der womöglich auch bestehende Strukturen bei den Werkstätten gefährde.

In den Vilsbiburger Werkstätten sei man gut aufgestellt, wie Uwe Heilmann, Geschäftsführer der Landshuter Werkstätten, erläuterte. Zum einen komme ein Großteil der Kunden aus der Region, zum anderen würde auch die Nähe zum Kunden geschätzt. Insgesamt finden 120 Menschen mit Beeinträchtigung hier einen Arbeitsplatz, neben der Wäscherei gibt es auch die Abteilungen für Montage-, Metall- und Holzarbeiten sowie die Küche, die sowohl für den eigenen Standort als auch für die Werkstätten in Landau, Dingolfing und Altdorf kocht sowie vor Ort eine Firma sowie das Gymnasium beliefert. Bis zu 480 Essen sind es täglich, die Küchenchef Thomas Mielke mit seinem 15-köpfigen Team hier kreiert.

Die Anforderungen sind in allen Abteilungen unterschiedlich. Und so werden die Neuzugänge in den ersten gut zwei Jahren erst einmal in den Berufsbildungsbereich, der von der Agentur für Arbeit gefördert wird, integriert. Erst wenn die individuellen Grundkenntnisse und Fähigkeiten sowie die jeweiligen Interessen feststehen, wechseln die Mitarbeiter in eine Abteilung. Der bleiben sie dann meist auch treu, wie beim Rundgang Werkstattleiter Martin Huber erklärte. „Meinen Leuten gefällt‘s hier so gut, dass sie nirgendwo anders arbeiten möchten“, so Thomas Mielke. Das sei auch das Hauptaugenmerk in den Werkstätten – den Menschen einen Arbeitsplatz und damit eine sinnstiftende Tätigkeit zu ermöglichen. „Es ist mehr als nur ein Arbeitsplatz“, unterstrich der Geschäftsführer der Lebenshilfe Landshut Johannes Fauth. Die allermeisten würden viel länger arbeiten, obwohl sie schon einen Anspruch auf Rente hätten. „Wir sehen es deutlich an unseren Jubilaren – immer mehr sind 30 oder 40 Jahre dabei.“ Gerade bei älteren Mitarbeitern werde es auch beliebter, die Stunden zu reduzieren, um länger arbeiten zu können. „Denn sie wollen hier sein, sind in die Gruppen eingebunden und fühlen sich wohl“, so Fauth.

Das war unübersehbar beim Besuch von Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich und Bezirksrätin Monika Maier, die von den Mitarbeitern mit großem „Hallo“ begrüßt wurden. Die einzigen Diskussionen entzünden sich im sogenannten Essensausschuss, der sich zweimal im Jahr trifft, um über die Speisenwünsche zu beraten. „Wenn es nach unseren Mitarbeitern ginge, dann dürfte ich nur Currywurst mit Pommes und Schnitzel mit Kartoffelsalat kochen“, lacht Thomas Mielke, der aber Wert auf eine ausgewogene Ernährung legt. „Und immer, wenn ich was Vegetarisches vorschlage, dann wird die Nase gerümpft.“

Aber stets werde eine Lösung gefunden, wie auch für alle anderen Herausforderungen in der Werkstätte. Derzeit gibt es Überlegungen, wie man drei neue Plätze in der, der Werkstätte angeschlossenen Förderstätte schaffen könne. „Wir werden das wohl mit geringem Aufwand in Trockenbauweise realisieren können“, so Fauth. Hauptsache, die Menschen mit Beeinträchtigung haben einen Platz, an dem sie gefördert und gefordert werden, an dem sie das Gefühl haben, ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein und nach getaner Arbeit zufrieden nach Hause gehen können. Es ist, wie der Lebenshilfe-Geschäftsführer sagte: „Mehr als nur ein Arbeitsplatz.“


Im Bild: Beim Rundgang durch die Wäscherei der Werkstätten Vilsbiburg (v.r.) Petra Reimann und Christina Zahlfleisch, Gruppenleiterin Fanny Holzner, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Bezirksrätin Monika Maier, Geschäftsführer der Lebenshilfe Landshut Johannes Fauth, Markus Huber Vertrauensperson Werkstattrat, Herbert Naderer Betriebsratsvorsitzender, Geschäftsführer der Landshuter Werkstätten Uwe Heilmann und Werkstattleiter Martin Huber mit Mitarbeiterinnen der Wäscherei.

Foto: Lang / Bezirk Niederbayern