Jeder Ort hat seine Stärken

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Zwiesels Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger vor dem alten Kaminofen im Sitzungssaal des Rathauses.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich im Gespräch mit Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger

Zwiesel.
„Die Region entwickelt sich nur dann gut, wenn jeder Ort mit seinen Stärken strahlt“, sagte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich im Gespräch mit Zwiesels neuem Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger und freute sich, dass dieser seit seinem Amtsantritt mit großem Tatendrang ans Werk geht. Ebenso wichtig sei aus seiner Sicht, dass der Stadtrat gemeinsam an einem Strang ziehe, um die Kommune weiterzuentwickeln, so Heinrich. „Die Stimmung ist gut, wir sind uns alle einig, dass es jetzt um Zwiesel geht“, so Eppinger, der die positive Entwicklung der Stadt Freyung, wo Heinrich Bürgermeister ist, als vorbildhaft bezeichnete.

Neben einigen Baustellen, die Karl-Heinz Eppinger nun angehen muss – etwa die Sanierung der Kläranlage – will er vor allem die Belebung des Stadtplatzes vorantreiben. „Hier muss man sich anfangs in Geduld üben, ich möchte eigentlich schon weiter sein“, gab Eppinger zu, der sich in viele Themen einarbeiten und die diversen Baustellen noch abarbeiten muss, bevor es ans Gestalten geht. „Ich erinnere mich noch gut: Am Anfang ist das sehr anstrengend. Es ist, wie einen Zug anzuschieben – wenn er aber einmal rollt, dann rollt er“, blickte Heinrich auf seine ersten Monate als Bürgermeister zurück. Im Gespräch nannte er die wesentlichen Stellschrauben, die Freyung genutzt hatte. Darunter die lukrativen Abschreibungen für Privatpersonen, wenn sie ein Haus in einem städtebaulich definierten „Sanierungsgebiet“ sanieren. „Acht Jahre lang beträgt die Abschreibung 9 Prozent und vier Jahre lang 7 Prozent – das ist sehr attraktiv“, meinte Olaf Heinrich und verriet, dass so in Freyung in kurzer Zeit viele Häuser hergerichtet wurden und die Leerstände, darunter viel Wohnraum, mit Leben gefüllt wurden. „Das wusste bei uns aber im Grunde niemand, dass das geht.“

Wohnraum am Stadtplatz ist aus Heinrichs Sicht auch deshalb von Vorteil, weil die Bürger fußläufig die Geschäfte erreichen und so auch mehr Frequenz für die Einzelhändler am Stadtplatz bringen. Karl-Heinz Eppinger wollte auch mehr über die genossenschaftlichen Modelle in Freyung erfahren, mit denen derzeit eine Genussmanufaktur und eine Sauna entstehen. „Wir haben viele Jahre auf den großen Investor von außen gehofft, der aber nie kam. Die Bürger mit ins Boot zu holen, die mit ihrem Geld eine sinnvolle Entwicklung in ihrer Heimat unterstützen, ist nachhaltiger und stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl insgesamt“, so Heinrich, der anbot, dass die Zwieseler Verwaltung auch Freyunger Vertragswerke einsehen kann, wenn sie einmal Bedarf hat. „Es muss ja nicht jede Kommune das Rad neu erfinden – wir sollten uns gegenseitig unterstützen.“
Ähnliches gelte auch für das Angebot einer Region insgesamt: „Nicht jede Kommune kann sich noch alles leisten, was sie gerne möchte. Die Bürger verstehen das auch, die sind weiter, als die Politik oft glaubt.“ Wenn sich jeder Ort auf seine Stärken konzentriere und dort versuche, das Angebot zu erhalten, könne man sich in der Region gut ergänzen.

Eben dieses Miteinander will Karl-Heinz Eppinger nun auch in Zwiesel etablieren – zwischen der Stadt, den Vereinen, der Geschäftswelt und den Bürgern. „Als ich junger Stadtrat war, war unser Gremium in Freyung das zerstrittenste im ganzen Landkreis. Wenn es aber gelingt, die Energie, die durch das Gegeneinander verloren geht, in eine gemeinsame, konstruktive Richtung zu lenken, dann geht es schnell aufwärts“, ist Olaf Heinrich überzeugt und wünschte dem neuen Zwieseler Bürgermeister genau diese Aufbruchstimmung in seiner Stadt.


Im Bild: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Zwiesels Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger vor dem alten Kaminofen im Sitzungssaal des Rathauses.
Foto: Lang / Bezirk Niederbayern