Hohen Energiepreisen mit Innovation begegnen

Geschäftsführer Andreas Noack (v. r.), Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Karl Augustin, Leiter Produktmanagement und Marketing auf dem Gelände der Firma Pfleiderer, die seit 1881 in Teisnach Papier produziert.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besichtigt Papierfabrik Pfleiderer

Teisnach. Es passiert gerade viel auf dem Gelände der Papierfabrik Pfleiderer, die seit 1881 in Teisnach produziert. Und das in einer „nicht ganz einfachen Zeit“, wie Geschäftsführer Andreas Noack und Karl Augustin, Leiter Produktmanagement und Marketing, gegenüber Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich erklärten. Vor allem die gestiegenen Energiepreise machen dem Traditionsbetrieb zu schaffen, eine Konkurrenzfähigkeit am internationalen Markt gelingt nur, indem man sich auf Nischen und Innovation konzentriert. Die Palette der Spezialpapiere, die hier gefertigt werden, ist dementsprechend breit und es kommt der Firma entgegen, dass die Maschinen im Branchenvergleich kleiner dimensioniert sind. „Wir können flexibler agieren und uns so auch im Bereich kundenspezifischer Produktentwicklung in kleineren Mengen engagieren“, so Karl Augustin.

Rund 60 Entwicklungsprojekte werden jedes Jahr gestemmt. Derzeit steht alles im Zeichen der ökologischen Verbesserung. Und das in mehrfacher Hinsicht. Der Altpapier-Anteil wurde bereits auf 50 Prozent angehoben und neue Produktinnovationen mit alternativen Faserstoffen werden umgesetzt. Darunter Papier, das zusätzlich zum herkömmlichen Holzzellstoff als Basis („ganz ohne geht es nicht“) auch gemahlenes Heu enthält. Genauso ist man der führende Entwicklungspartner einer Firma, die die Blühpflanze „Silphie“, die auch in der Region wächst, als alternativen Faserstoff einführt. Weizenstrohzellstoff ist ebenso eine hervorragende Alternative zu Holz, weil davon 10 Millionen Tonnen als Abfallprodukt in Deutschland anfallen. Der Einsatz als Rohstoff in der Papierproduktion würde eine ganzheitliche, werthaltige Nutzung der Weizenpflanze ermöglichen. „Die Verfügbarkeit dieses Rohstoffs ist derzeit noch eingeschränkt und die Preise sind dadurch hoch. Bei einem Ausbau der Produktionskapazitäten und durch eine Kaskadennutzung von Weizenstroh, sollte sich die Kostensituation in Zukunft wesentlich verbessern. Wir sehen hier eine sehr interessante Rohstoffquelle für die europäische Papierindustrie und haben bereits Spezialpapiere auf dieser Rohstoffbasis entwickelt.“ so Karl Augustin.

Das Hauptaugenmerk von Pfleiderers „ECO-VISION-Konzepten“ liegt derzeit auf der eigenen Energieversorgung – denn die Fabrik, die mit 240 Mitarbeitern rund 40.000 Tonnen Papier im Jahr produziert, braucht sowohl viel Wärme (beziehungsweise Dampf zum Trocknen) als auch Strom. Bisher wurde mit Braunkohlestaub Dampf erzeugt, doch mit dem Ausstieg aus der Braunkohle war klar, dass man schnell umstellen muss. Nun baut Pfleiderer ein Biomasse Kraftwerk, das mit regionalen Hackschnitzeln sowie Altholz beheizt wird. Wegen einiger Einsprüche musste man jedoch umplanen. Die hierdurch entstandene zeitliche Verzögerung von einem halben Jahr führte in der aktuellen Energiepreiskrise zu einer Kostensteigerung von ca. einer Million Euro (erhöhte Baukosten und Co2-Abgabe Kohle ab Januar 2023, Verteuerung des Brennstoffes). „Wir sind aber dennoch sehr froh, dass wir dank unserer Umstellung Licht am Ende des Tunnels sehen, da wir voraussichtlich im Mai das Kraftwerk in Betrieb nehmen können“, erklärte der Geschäftsführer. Aber auch die stark gestiegenen Stromkosten machen sich wirtschaftlich bemerkbar. „Wir kommen von 40 Euro für die Megawattstunde, zwischenzeitlich waren es bis zu 400 Euro, nun hat es sich bei 120 Euro eingependelt, was aber immer noch das Dreifache von vor einem Jahr ist“, machte Noack deutlich. International konkurriere man jedoch mit Firmen, die einen Bruchteil davon bezahlen. „Wir finden hier bei uns dafür aber kein Gehör. Es wird immer schwieriger. Und es ist fraglich, wie sich der Mittelstand unter diesen Bedingungen die nächsten Jahrzehnte halten kann.“

Der Bezirkstagspräsident teilte diese Befürchtungen, vor allem, weil nicht klar ersichtlich sei, was tatsächlich politisch gewollt ist. „Sie können die Energiekosten nur auszugleichen versuchen, indem Sie sich auf Nischen konzentrieren und Innovationen voranbringen – ansonsten brauchen Sie politische Rahmenbedingungen, damit der Eigentümer Ihrer Firma auch weiterhin hier Geld investieren will.“ Deshalb sei es laut Heinrich wichtig, dass diejenigen, die Deutschland tragen, genügend gehört werden. „Denn ohne eine funktionierende und starke Industrie können wir auch den nötigen Transformationsprozess nicht stemmen.“ Auch könnten die vielen, gesellschaftlich erwünschten Sozialleistungen „nicht ohne die Steuerkraft der Industrie finanziert werden“, so Heinrich weiter.

Beim Rundgang durch die Produktion bekam er am Ende noch einen Einblick in die Herstellung der unterschiedlichen Papiere, die vor allem im Bereich Industrie und Technik, aber auch in der Lebensmittelindustrie oder bei Deko und Verpackungen zum Einsatz kommen. Es sei die Abwechslung und das ständige Entwickeln neuer Ansätze, die alle Mitarbeitern bei Pfleiderer täglich motiviere. „Und genau diese Innovationskraft ist es, die uns immer schon stark gemacht hat – das müssen wir unbedingt auch in der Zukunft erhalten“, so Heinrich, der den Firmenverantwortlichen dafür viel Optimismus und Durchhaltevermögen wünschte.


Im Bild: Geschäftsführer Andreas Noack (v. r.), Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Karl Augustin, Leiter Produktmanagement und Marketing auf dem Gelände der Firma Pfleiderer, die seit 1881 in Teisnach Papier produziert.

Foto: Lang / Bezirk Niederbayern