„Gute Beziehungen sind ansteckend“

Jahresbilanz des Bezirksklinikums Passau fällt trotz Corona gut aus

Passau. Wenn ein Krankenhaus in diesen Tagen auf das Jahr zurückblickt, steht wohl überall die Corona-Pandemie im Mittelpunkt. So auch am Bezirksklinikum Passau, dem Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zum Jahreswechsel einen Besuch abstattete, um mit leitender Ärztin Claudia Heuschneider und Pflegedienstleiter Jürgen Frohmaier Rückschau zu halten.

Dennoch könne man sich in Passau glücklich schätzen, personell gut besetzt zu sein. „Sowohl was die Anzahl der Fachkräfte als auch was die Motivation betrifft“, freute sich Claudia Heuschneider. Pflegedienstleiter Jürgen Frohmaier führt dies auf den wertschätzenden und persönlichen Umgang miteinander zurück, den man in einem kleinen Haus wie dem BKH Passau gut praktizieren könne. „Gute Beziehungen sind ansteckend“, so Frohmaier.

Das Jahr 2021 habe turbulent begonnen. Mitten in der zweiten Welle gab es besondere Herausforderungen zu bewältigen. „Auf der geschützten Station wurden zeitweise nur mit Corona infizierte psychisch kranke Patienten behandelt.“ In der Folge gab es auch Ansteckungen bei den Mitarbeitern. „Letztes Jahr um diese Zeit waren in jeder Schicht Mitarbeiter erkrankt und wir wussten nicht, wie wir über Weihnachten kommen sollen“, blickt auch der Pflegedienstleiter Jürgen Frohmaier zurück. Der Umgang mit Corona habe sich dann in den Folgemonaten normalisiert, nach und nach waren immer mehr Patienten geimpft und auch dem Personal konnte man Impfangebote machen.

Mit Ausnahme der Tagesklinik, in der viele Gruppenangebote nur eingeschränkt möglich waren, haben sich die Zahlen im Verlauf des Jahres normalisiert. „Der Einbruch ist erstaunlich gering im Vergleich zu 2019. Wir haben die Pandemie bisher vergleichsweise gut gestemmt“, resummiert die leitende Ärztin. Stationär wurden in der Erwachsenenpsychiatrie heuer 916 Patienten aufgenommen (2019: 1046). Die Tagesklinik arbeitete ab dem Lockdown 2020 nur mehr mit zwei statt drei Gruppen und verringerter Patientenzahl, um die Abstände einzuhalten. Seit September 2021 wurden die Gruppengrößen wieder gesteigert, da bereits 2G-Regeln eingesetzt wurden. Dennoch ist derzeit die volle Belegung von 30 Patienten in drei Gruppen im Moment noch nicht möglich.

In der Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie stiegen hingegen die Zahlen von 105 in 2019 auf 113 in 2021. Indem man die Verweildauer der Patienten reduzierte, konnte man insgesamt mehr Kindern und Jugendlichen helfen – der Bedarf sei groß.

Das Bezirksklinikum war insgesamt häufig „bis zum letzten Bett gefüllt“, so Heuschneider, die sich genauso wie Frohmaier und der Rest der Belegschaft freut, wenn die Erweiterung des Hauses in den kommenden Jahren umgesetzt wird. „2022 wird die Planung zur Erweiterung fortgesetzt. Ein entscheidender Schritt dabei war die nun vereinbarte Kooperation mit der Kinderklinik Passau“, wie Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich informierte. Wenn alles perfekt läuft, könne man mit einer Fertigstellung in vier bis fünf Jahren rechnen.

Bis dahin wird man sich am Bezirksklinikum mit den Räumlichkeiten arrangieren. „Wir versuchen mit Doppelt- und Dreifachbelegungen von Räumen trotzdem neue Angebote und Behandlungen zu ermöglichen“, so die leitende Ärztin, die sich daran erinnerte, wie sie gemeinsam mit dem Pflegedienstleiter im Haus unterwegs war, um einen Raum für die transkranielle Magnetstimulation zu finden, mit der Depressionen behandelt werden können. „Dabei ist man natürlich auf die Kooperation und die Hilfe der Kollegen angewiesen.“

Es hat geklappt, wie so vieles andere auch in diesem Jahr, das erneut von Corona geprägt war. „Aber es gab auch andere Themen in der Pflege, die fast untergegangen sind. Etwa die Einführung des Pflegeberufegesetzes, bei dem erstmals für die Pflege klare Aufgabenbereiche definiert sind. Wir hätten da eigentlich ein riesen Fest feiern müssen“, lacht Frohmaier. Das Fest wird wohl noch warten müssen.

Bis es soweit ist, gilt es noch einige Herausforderungen zu stemmen. Doch bei einem gut eingespielten Team, das sich gegenseitig hilft und dessen „gesunde Strukturen“ auch auf die Patienten übertragen werden, wie Frohmaier erklärt, blicken die Verantwortlichen zuversichtlich auf das neue Jahr. „Die meisten Rahmenbedingungen gibt zwar der Bund vor, doch auch der Bezirk will dort seinen Beitrag leisten, damit die Menschen in unseren Gesundheitseinrichtungen gute Arbeitsbedingungen haben“, so Heinrich. „Die Frage der Personalgewinnung und des dauerhaften Haltens der Mitarbeiter wird immer wichtiger, zumal in den nächsten Jahren auch viele Kollegen in den Ruhestand eintreten. Ich denke, dass hier nicht nur die Bezahlung eine Rolle spielt, sondern vor allem auch die Unternehmenskultur im Haus.“ Das sehe man am Bezirkskrankenhaus Passau deutlich. Im Rahmen des Projekts „Rollentausch“ konnte sich Heinrich selbst vor drei Jahren ein Bild von der Arbeit auf einer Station machen. „Ein kleineres Haus hat den Vorteil, dass die persönlichen Beziehungen intensiver sind und sich die Mitarbeiter auch deshalb wohl fühlen. Ich war damals begeistert, wie alle zusammenhalten und wie gut die Stimmung intern war. Je ansteckender das ist, desto besser.

Bildunterschrift: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (r.) im Gespräch mit leitender Ärztin Claudia Heuschneider und Pflegedienstleiter Jürgen Frohmaier.

Foto: Lang / Bezirk Niederbayern