Die Obstschüssel Niederbayerns ist ausgezeichnetes Kulturgut

Maria und Peter Gruber bei der Preisverleihung mit Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl (v.l.), Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Deggendorfs Landrat Bernd Sibler.

Kulturpreisverleihung des Bezirks an die „Interessengemeinschaft biozertifiziertes Streuobst im Lallinger Winkel GbR“

Mainkofen. „Wer hätte das gedacht, dass unsere Arbeit als wertvolle Kulturarbeit gesehen und ausgezeichnet wird?“, sagte Maria Gruber freudig, nachdem sie aus den Händen von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich am Dienstagabend im Festsaal des Bezirksklinikums Mainkofen den Kulturpreis des Bezirks 2022 entgegengenommen hatte. Maria und Peter Gruber stehen stellvertretend für die „Interessengemeinschaft biozertifiziertes Streuobst im Lallinger Winkel GbR“, die der Kulturausschuss einstimmig zur diesjährigen Preisträgerin gewählt hatte.

„Der Apfel spielte schon in einem der ältesten Bücher der Welt eine bedeutende Rolle, in der Bibel“, begann der Ausschussvorsitzende und Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl seine Begrüßung. Neben Landrat Bernd Sibler waren auch einige Bezirksräte sowie Bürgermeister, Kreisheimatpfleger, Vertreter von Vereinen und Verbänden sowie Unterstützer der Interessensgemeinschaft gekommen. Die Symbolik für Macht und Fruchtbarkeit, für die der Apfel stehe, zeige, so Pröckl: „Er bedeutet uns was.“ Auch für Niederbayern sei der Obstanbau bedeutend, im Lallinger Winkel reicht die Tradition bis ins Mittelalter zurück. „Dennoch: Eine Tradition zu haben ist das Eine, sie weiterzuführen in die Zukunft, das Andere.“
Wie sich die Tradition des Obstanbaus im Lallinger Winkel, geschützt von drei Seiten und doch begünstigt von südlichen Fönlagen, entwickelt hat, darauf blickte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich in seiner Laudatio zurück. Nach dem zweiten Weltkrieg verlor die Region durch zunehmendes Wirtschaftswachstum und höheren Obstimporten aus dem Ausland an Bedeutung, viele Bäume wurden in der Folge gerodet. Bis man sich in den 80er-Jahren bereits für biologischen Obstanbau entschied, in den 90er-Jahren tausende Bäume pflanzte und schließlich 2014 die „Interessengemeinschaft biozertifiziertes Streuobst im Lallinger Winkel GbR“ gründete, um die Wertschöpfung von der Produktion über die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung in der Region zu halten. „Sie gehen neue Wege und erhalten die alte Tradition. Damit leisten Sie einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaft – und das mit einer extensiven Bewirtschaftung ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel“, hob Heinrich hervor.

Durch Kooperationen mit Hochschulen und weiteren Akteuren in Bayern, Baden-Württemberg, Österreich und Tschechien sei ein Netzwerk entstanden, das auch internationale Anerkennung genießt. Neben einer „beispielhaften umweltpädagogischen Arbeit“ mit Führungen von Schulklassen, Kinderprogrammen oder Lehrpfaden durch die Streuobstwiesen plane die IG bereits die nächsten Schritte wie ein Streuobstwiesenkompetenzzentrum oder die Erweiterung der Produktpalette um schreinergefertigte Holzmöbel. „Ich bewundere Ihren Ideenreichtum, Ihr Durchhaltevermögen und Ihren Idealismus“, so Heinrich und gratulierte zur verdienten Auszeichnung, die mit 6.000 Euro dotiert ist.

Der Bezirk Niederbayern legt der Auswahl der Preisträger einen weiten Kulturbegriff zugrunde, der nicht nur das Wirken von Kunstschaffenden in den Blick nimmt – auch die Kunst wird umfassend in ganz Niederbayern gefördert – sondern die Kultur vielfältiger, als vom Menschen gemachtes Werk begreift. „Kunst ist Kultur, aber Kultur ist mehr als nur Kunst“, so Heinrich. „Alte Obstsorten sind von Menschen geschaffene lebendige Kulturgüter.“
Und davon gibt es viele in Lalling und Umgebung. „Auf meinem Grundstück stehen 120 Jahre alte Bäume. Sie zu erhalten und wieder in Wert zu setzen, war der ursprüngliche  Grundgedanke“, erklärte Maria Gruber. Mittlerweile gehören der IG 27 Steuobstbauern an, die gemeinsam 1700 Obstbäume biologisch bewirtschaften. „Das war viel Arbeit, aber wenn man etwas mit Leidenschaft tut, macht man es einfach“, so Peter Gruber. Umso mehr freute man sich nun aber über die öffentliche Auszeichnung mit dem Kulturpreis des Bezirks Niederbayern, die von der Passauer Musikerin Christiane Öttl mit selbstgeschriebenen und zum Thema passenden Stücken musikalisch umrahmt wurde.


Im Bild:
Maria und Peter Gruber bei der Preisverleihung mit Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl (v.l.), Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Deggendorfs Landrat Bernd Sibler.

Foto: Lang / Bezirk Niederbayern