Vom Niederbayerischen Bauernhofmuseum Massing im Rottal zum Freilichtmuseum Massing – 50 Jahre Geschichte eines Heimatmuseums in fünf Stationen und einigen Anekdoten

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von Martin Ortmeier
Dritte Station: Ausbau und Konsolidierung in den 1990er Jahren

1990 konnten die verstreuten Höfe des Museums in ein geschlossenes Areal gefasst werden. Ein Landwirt aus der Nachbarschaft des Museums war bereit, Grund und Boden für einen weiteren Museumshof abzugeben. Im Jahr 1995, zur Eröffnung des Lehnerhofs aus der Hallertau, wurde es außerdem möglich, vorbei an der neuen Hofanlage einen Rundweg anzulegen. Die auf dem zugekauften Grundstück zeitgleich angelegte Pappelallee vermittelt Distanz zwischen den verschiedenen Baugruppen. Eine Zentralkasse wurde im Stadel des Schusteröderhofs eingerichtet.
Auf weiteren Flächen wurden ein Hopfengarten, Obstbaumreihen, Wäldchen und Äcker angelegt. Rund um den Kochhof und entlang einiger Wege wurde Ruderalflora angesiedelt, wie sie einmal im Umfeld einer kleinteiligen bäuerlichen Landwirtschaft typisch war.

Die aufwändige Übertragung des Lehnerhofs war Bezirkstagspräsident Sebastian Schenk ein Anliegen gewesen. Mit der Sorgfalt der Translozierung und der baulichen Rekonstruktionen durch die Museumsmitarbeiter Hermann Lichtnecker und Hans Eichinger, der dichten und authentischen Ausstattung und der konsequenten didaktischen Erschließung stellte sich das Freilichtmuseum Massing gegen den Trend der neoliberalen 1990er Jahre, der die Museen vorrangig als touristische Wirtschaftsbetriebe intendierte.

Umfangreiche Sonderausstellungen über die Zugkraft in der Landwirtschaft (1990) und das bäuerlich-gewerbliche Ziegelmachen (1995) brachten dem Freilichtmuseum Massing neues Renommè. 1997 wurde im Heilmeierhof die Keramikausstellung erneuert und erweitert und die Wirtsstube wurde nach alten Beispielen rekonstruiert.
Nach dem Beispiel der Eröffnungsfeste haben seit 1982 Massinger Vereine an drei Sonntag im Jahr kurzweilige Brauchtumsfeste veranstaltet: die Massinger Sonnwend im Juni (Turn- und Sportverein), das Arntbier im August (Freiwillige Feuerwehr) und Massing Kirta im Oktober (Trachtenverein). Die Inszenierung einer Bauernhochzeit hat im Jahr 1994 fast vier Tausend Gäste angelockt.
Der Trachtenverein D’Rottaler Massing hält dem Museum seit den Gründungstagen die Treue. Jedes Jahr richtet er das Maibaufest und den Museumskirta aus, mit Musik und Tanz, Brotzeit und Gemütlichkeit.


Abbildung 1:
Das Maibaumaufstellen vor den Toren des Museums durch die Aktiven des Trachtenvereins D‘ Rottaler Massing schmücken die Fahnen des Bezirk Niederbayerns und des Landkreises Rottal-Inn, die gemeinsam mit der Marktgemeinde Massing das Museum tragen.
(Foto: Freilichtmuseum Massing, Martin Ortmeier)

Abbildung 2:
Den Lehnerhof zeigt das Museum im Zustand der Jahre um 1962, als dort neben dem Hopfenbau noch klassische Landwirtschaft mit Milchvieh, Schweinemast und Hofhühnern betrieben wurde.
Die Ausstattung der Räume des Lehnerhofs ruft bei älteren Besuchern noch Erinnerungen an die Welt der eigenen Kindheit wach.
(Foto: Freilichtmuseum Massing, Martin Ortmeier)

Abbildung 3:
Das großzügige Freigelände macht das Freilichtmuseum zu einem kraftverkehrsfreien Naherholungsort. Da können sich auch Kinder frei bewegen – wie in der „guten alten Zeit“. Das Luftbild zeigt den großen Kochhof und die kleinbäuerliche Marxensölde.
(Foto: Freilichtmuseum Massing 1994)


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