Spagat zwischen Fachkräftemangel, Wartelisten und Neubauplänen

Bezirkstagsvizepräsident und Bezirksrätin bekommen Einblick in Alltagsprobleme des Caritas-Altenheims Vilsbiburg

Vilsbiburg. Sehr erfreut war der Heimleiter des Caritas-Altenheims Vilsbiburg über die Anfrage von Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl und Bezirksrätin Monika Maier, das Geschwister-Lechner-Haus zu besuchen und dabei auch Einblicke in mögliche Probleme des Heimalltags zu bekommen. „Für solche offenen Ohren sind wir sehr dankbar“, eröffnete Stephan Priller die Gesprächsrunde, an der auch Roswitha Strasser, Beauftragte des Diözesancaritasverbandes Regensburg für Pflegequalität, teilnahm.
Auch wenn vor Ort alles Mögliche getan wird, Probleme gibt es genügend, wie schnell klar wurde. Mit 13 Landratsämtern arbeitet Roswitha Strasser zusammen, wenn es ums Thema Heimaufsicht geht. „Die Prüfleitfäden sind zwar einheitlich, aber die Interpretation und die Schwerpunkte sind überall anders“, erklärte sie. Dass es „menschelt“ bringe auch den Vorteil mit sich, vernünftige Argumente austauschen zu können und, so Priller, dass immer auch der Einzelfall betrachtet werden darf.
Um langfristig Personalnachwuchs zu generieren, setzt Priller auf gemeinsame Aktionen mit Schülern. „Wir müssen den Kindern zeigen, was Altwerden bedeutet, da viele zuhause das nicht mehr sehen.“ Und weil soziale Berufe von Seiten der Eltern nicht unbedingt als erstrebenswert gelten („Wir konkurrieren mit der Autoindustrie“), müsse man versuchen, von den Kindern und Jugendlichen direkt als möglicher Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. „Wir haben eine Stationsleiterin, die in der siebten Klasse bei uns ein Praktikum gemacht und hier die Leidenschaft für diesen Beruf entdeckt hat“, nannte der Heimleiter als Beispiel. Obwohl die Caritas der einzige Wohlfahrtsverband sei, der seine Angestellten durchgängig nach einem einheitlichen Tarif bezahlt (dementsprechend hoch sind die Personalkosten für die Caritas), habe man auch hier das Problem, Nachwuchs zu finden.
Dies führe dazu, dass mancher freier Platz im Heim nicht belegt werden kann. „Weil ich nicht genügend Pfleger dafür habe“, so Priller, der darauf hinwies, dass es Wartelisten gibt.  
Und noch ein Anliegen hatte Stephan Priller auf dem Herzen, das konkret den Bezirk betrifft. Dieser übernimmt im Rahmen der „Hilfe zur Pflege“ die Kosten für die Heimunterbringung, wenn der Betroffene selbst und dessen Angehörige nicht genügend Eigenmittel zur Verfügung haben. Der Anteil dieser, von Sozialhilfe unterstützten Bewohner sei seit zehn Jahren auf etwa ein Viertel der Heimklientel gestiegen. Die starke Zunahme der Fälle habe zeitintensive Prüfverfahren zur Folge, während dieser das Heim aber kein Geld für den Bewohner bekommt. „Wir müssen diese Ausgaben vorstrecken, was bei mehreren Fällen schnell zu einer hohen Summe wird. Als Sozialverband leisten wir das, vermutlich werden das anders geführte Heime nicht in diesem Maße tun“, erläuterte Priller. Investitionen in Gebäudeunterhalt beziehungsweise Rücklagen für einen möglichen Neubau leiden darunter. Dennoch, so informierte Roswitha Strasser, stehe das Altenheim in Vilsbiburg auf der Investitionsliste der Caritas weit oben.
Dr. Thomas Pröckl und Monika Maier bedankten sich für das offene Gespräch mit den Caritasverantwortlichen und waren sich sicher, dass solche Besuche vor Ort einen großen Mehrwert für beide Seiten haben. Auch wenn der Bezirk nur eine von vielen, in der Altenpflege beteiligten Institutionen ist, so sei es für das gegenseitige Verständnis dennoch wichtig, sich regelmäßig auszutauschen.

Im Bild: Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl (r.) und Bezirksrätin Monika Maier (2.v.l.) sprachen mit Heimleiter Stepan Priller und Roswitha Strasser vom Diözesancaritasverband Regensburg über Herausforderungen in der Altenpflege.
Foto: Bezirk Niederbayern, Lang