20 frischgebackene Spezialisten für alle Fragen rund um den erfolgreichen Obstanbau erhielten vor kurzem ihre Urkunde für den erfolgreichen Abschluss zum bayerischen Baumwart am Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen des Bezirks Niederbayern. In 115 theoretischen und praktischen Unterrichtsstunden hatten die Kursteilnehmer seit Mitte März dieses Jahres die Weiterbildung an verschiedenen Stationen absolviert. Gemeinsam mit Michael Weidner, Vorsitzender des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege Niederbayern e. V., übereichte Bezirksrätin Martina Hammerl die Abschlusszeugnisse und verabschiedete damit erstmals wieder einen Jahrgang Bayerischer Baumwarte seit vielen Jahren, da es kein entsprechendes Bildungsangebot in Niederbayern gab.
Historischer Hintergrund: 1950 wurde das landwirtschaftliche Staatsgut Deutenkofen in eine Obstbauversuchsstation umgewandelt, um für den südostbayerischen Raum eine Anlaufstelle in allen praktischen Fragen des wirtschaftlichen Obstanbaus zu schaffen. Bis 1963 firmierte die Einrichtung, die zwischenzeitlich dem Bezirk Niederbayern übertragen wurde, als „Staatliche Baumwartschule“. Der Ausbildungslehrgang zum „Staatlich geprüften Baumwart“ war an die Berufsausbildung zum Gärtner der Fachrichtung Obstbau angelehnt und vermittelte die Grundzüge erfolgreicher Obstbauwirtschaft und Obstverarbeitung. Der Wandel in den Jahren des „Wirtschaftswunders“ führte in Bayern wie auch in anderen Regionen zum allmählichen Rückgang dieses Weiterbildungsangebots.
Alle Absolventen des diesjährigen Kurses hatten vor ihrer Weiterbildung zum Baumwart eine einschlägige gartenbauliche Berufsausbildung und viele Jahre Berufserfahrung. Ein Großteil der Absolventen stammt aus Niederbayern, einige aus anderen Bezirken – so zum Beispiel Hubert Fröhlich, Vorsitzender der Fränkischen Kleinbrenner. Er hatte bereits 2010 eine Ausbildung zum „Obst- und Kleinbrenner“ am Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen absolviert. Die beste Gesamtnote von 1,3 erreichte Stefan Heller aus dem Landkreis Straubing-Bogen.
Während der Feierstunde betonte Michael Weidner, er sei sehr froh, dass es den Betrieb in Deutenkofen gäbe. Er habe viel Segen in die Welt des Obstbaus gebracht. Bezirksrätin Martina Hammerl: „Gesellschaft und Politik haben erkannt, dass angesichts von Globalisierung und Klimawandel ein schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen und eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte und überliefertes Wissen notwendig ist.“
Betriebsleiter des Lehr- und Beispielsbetriebs Hans Göding verschaffte den aufmerksamen Zuhörern in seiner Ansprache einen Überblick über die Entwicklung des Obstbaus generell und des Lehr- und Beispielsbetriebs im Besonderen. Zum Schluss kamen noch einige Absolventen zu Wort, die wiederholt betonten, wie viel Freude ihnen die Weiterbildung bereitet habe und dass der Kurs die richtige Balance zwischen Theorie und Praxis bot.
Der nächste Lehrgang zum bayerischen Baumwart am Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen findet von 16. März bis 2. Oktober 2017 an insgesamt elf Unterrichtstagen statt. Das Weiterbildungsangebot richtet sich an ausgebildete Gartenpfleger des Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege, Gartenbauliche Fachberater des Landesverbandes Siedlung und Eigenheim, Geprüfte Fachberater für das Kleingartenwesen des Landesverbandes Bayerischer Kleingärtner, Kommunale Mitarbeiter und an obstbaulich Interessierte mit abgeschlossener Berufsausbildung wie beispielsweise Gartenbau, Land-, Forst- und Hauswirtschaft sowie Obst- und Kleinbrenner. Die Themen erstrecken sich von der Botanik und Bodenkunde über Baumschnitt und Veredelung bis hin zur Obstverarbeitung. Die Anmeldung ist bis zum 25. Februar 2017 möglich, soweit freie Plätze verfügbar sind: mail@obstbau-deutenkofen.de, Tel. 08707 932096. Das vollständige Kursprogramm für 2017 ist unter www.obstbau-deutenkofen.de abrufbar.
Im Bild: Teilnehmer und Dozenten des Deutenkofener Baumwart-Lehrgangs; Betriebsleiter Hans Göding (1. Reihe, 3. v. l.), Lehrgangsbester Stefan Heller (1. Reihe, 4. v. l.), Hubert Fröhlich, Vorsitzender der fränkischen Kleinbrenner (1. Reihe, 5. v. l.), Bezirksrätin Martina Hammerl (2. Reihe, 2. v. r.), Martin Scholz, Verwaltungsleiter des Agrarbildungszentrums Landshut-Schönbrunn (hintere Reihe, rechts)