Bei einem Ortstermin in der Passauer Ilzstadt besichtigte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich das ehemalige Wirtshaus „Zur Fels’n“. Professor Dr. Egon Johannes Greipl, ehemaliger Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, und Diplom-Ingenieur Anton Knon führten Heinrich durch das Ensemble und berichteten über den aktuellen Stand der Sanierung.
Seit vergangenem Jahr ist die bis 1999 betriebene Gaststätte in der Freyunger Straße im Besitz der „Fels’nfreunde Passau“ unter Vorsitz von Prof. Greipl. Als Dokument der Passauer Stadtgeschichte will der Förderverein das bis ins 15. Jahrhundert zurück datierbare Gebäude erhalten und damit auch einen Beitrag zur Revitalisierung des vernachlässigten Stadtteils Ilzstadt leisten.
Das Gasthaus „Zur Fels’n“ wird in Archivalien erstmals 1647 erwähnt. Damit reicht seine Geschichte noch in die Zeit vor den verheerenden Passauer Stadtbränden zurück. Heute zeigt es sich als Ensemble, bestehend aus einem zweigeschossig gemauerten Hauptgebäude mit weit vorschießendem Halbwalmdach, einem südlich anschließenden zweigeschossigen Salettl und einem einstöckigen Anbau an der Nordseite. Die sich imposant an die steile Felswand schmiegenden Gebäude beherbergten bis ins vorige Jahrhundert eine der berühmtesten Gaststätten Passaus. Entlang der Ilz stauten sich hier die aus dem Bayerischen Wald kommenden Fuhrwerke, bevor sie Einlass in die Stadt erhielten. Dementsprechend frequentiert waren die Wirtshäuser an der Freyunger Straße, wo zeitweise fast ein Dutzend hintereinander zur Einkehr luden. In der „Fels’n“ – so erzählt man sich bis heute – war das Bier aufgrund der Lagerung im natürlichen Felsengewölbe am frischesten, der Verbrauch legendär hoch.
Trotz der wechselvollen Geschichte des Ensembles bis hin zu den Schäden durch das Hochwasser 2013 seien sowohl Haupthaus als auch angrenzendes Salettl in bemerkenswert gutem Zustand, so Prof. Greipl. Nach ersten Sicherungsmaßnahmen, finanziert durch den Förderverein, sollen in drei Bauabschnitten Fundamentsicherung, Dachsanierung und Innenausbau erfolgen. Angedacht ist – so Greipl – künftig eine nachhaltige Nutzung als Veranstaltungsraum mit darüber liegenden Sozialwohnungen. Förderungen der Maßnahme sind bislang beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz beantragt. „Für den Bezirk haben wir auf der Bautafel auch noch einen Platz ausgespart“, so Prof. Greipl augenzwinkernd.
Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich zeigte sich beeindruckt von der Geschichte des legendären Wirtshauses, dem namengebenden Felsenkeller, den reichen Wandmalereien im Obergeschoss sowie ersten Befunden zur Altersbestimmung des Gebäudes, die weitere spannende Erkenntnisse versprechen. Die Eigenleistung der „Fels’nfreunde“ und den persönlichen Einsatz von Prof. Greipl, der nicht nur fachlich versiert, sondern erkennbar mit viel Herzblut dabei sei, lobte Dr. Heinrich besonders. Heinrich verfolgt schon seit einiger Zeit mit Interesse das große bürgerschaftliche Engagement, das neben der denkmalpflegerischen Leistung besonders hervor zu heben sei. „Werten Sie meinen Besuch als grundsätzlich positives Signal“, so der Bezirkstagspräsident. Ohne dem Antragsverfahren beim zuständigen Kulturreferat des Bezirks Niederbayern vorgreifen zu wollen, werde er sich für eine „wohlwollende Handhabung“ aussprechen. Zunächst bleibt jedoch die Schätzung des denkmalpflegerischen Mehraufwandes durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege abzuwarten, die auch die Grundlage für eine mögliche Förderung durch den Bezirk Niederbayern bildet.
„Die gute Konjunktur hat auch Auswirklungen auf das Engagement des Bezirks im Bereich der Denkmalpflege in Niederbayern“, berichtete der Bezirkstagspräsident. So sei das Investitionsvolumen „im Moment überdurchschnittlich hoch“, wie Heinrich betonte. Dieser Entwicklung trage der Bezirk im Haushalt 2017, der am 21. Dezember verabschiedet werden wird, Rechnung.