Regionaler denken und handeln

Bezirkstagstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (l.) und Michael Herzog, Bürgermeister von Bayerisch Eisenstein. Foto: M. Lang/Bezirk Niederbayern

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich informiert über Genussregion und Holzinitiative

Bayerisch Eisenstein. Die Corona-Pandemie hatte viele negative Folgen, aber auch einige positive. Darüber waren sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Bayerisch Eisensteins Bürgermeister Michael Herzog einig. Während gerade die Gastronomie- und Tourismusbetriebe unter dem Lockdown litten, zeichne sich aktuell ab, dass mehr Gäste als vor Corona in der Gemeinde Urlaub machen. „Darunter sind viele, die noch nie hier waren und so begeistert sind, dass sie gleich wieder buchen“, freut sich Herzog.
Auch die Geschäfte hätten sich zunehmend online orientiert oder Renovierungen vorgenommen, was dem Ort langfristig zugutekommt. „Die letzten zwei Jahre können für unsere Region eine große Chance werden“, ist Bezirkstagspräsident Heinrich überzeugt. Zum einen haben viele Menschen während der Pandemie den Wert des ländlichen Raumes erkannt und zum anderen habe die beschleunigte Digitalisierung flexible Arbeitsmodelle vorangetrieben, die einen Wohnort auf dem Lande attraktiver machen. Während Heinrich von Häuserkäufen durch Münchner oder Landshuter im Bayerischen Wald berichtete, hob Herzog hervor, dass in Bayerisch Eisenstein Investoren sowohl aus dem einheimischen, als auch aus dem deutschen und österreichischen Raum Immobilien erwerben. Manche schaffen sich damit einen Zweitwohnsitz, andere renovieren mit der ganzen Familie Leerstände oder denkmalgeschützte Häuser im Ort. „Das ist ein Glücksfall für euch“, befand Heinrich, der auch das außergewöhnliche Kulturangebot in Bayerisch Eisenstein als Anziehungspunkt für Neubürger ausmachte.
„Für eine 1000-Einwohner-Gemeinde haben wir sehr viel zu bieten, das findet man im weiten Umkreis nicht. Nur müssen wir das, was wir haben, noch mehr bündeln, verknüpfen und den Fokus darauf legen, damit es auch wahrgenommen wird“, so der Bürgermeister.
Zu bündeln gelte es auch die Kompetenzen in anderen Bereichen, waren sich die beiden einig. „Wir müssen wieder viel regionaler denken und handeln“, ist sich der Bezirkstagspräsident sicher und informierte gleich über das Projekt „Genussregion Niederbayern“, das der Bezirk zusammen mit dem Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern ins Leben gerufen hat. Ziel ist es dabei, regional hochwertige Lebensmittel stärker in den Mittelpunkt zu rücken und neue Wertschöpfungsketten zu etablieren. Regionale Kreisläufe seien aber auch bei der Holzwirtschaft sehr sinnvoll. „Aktuell exportieren wir unser Holz nach China und in die USA, während bei uns Zimmereien Kurzarbeit anmelden, weil sie kein Bauholz mehr bekommen.“ Ebenso sei es ökologisch unsinnig, Holz quer über den Globus zu schicken, wenn es auch in regionalen Kreisläufen dringend gebraucht werde. „Ich werde im Herbst eine Initiative starten, mit der die Gemeinden dabei unterstützt werden, bei Ausschreibungen regionale Betriebe leichter zum Zug kommen zu lassen“, so Heinrich und verwies auf ein Projekt, das in Franken gegründet wurde und nun auch in Niederbayern unterstützt werden soll. Denn die öffentliche Hand habe einerseits eine Vorbildfunktion, andererseits durch die Auftragshöhe auch eine wirtschaftliche Verantwortung für solche regionalen Entwicklungen.
Michael Herzog war gleich angetan von diesen Vorstößen des Bezirks und berichtete über seine Pläne, mit den tschechischen Nachbarn künftig noch stärker zusammenzuarbeiten und sich auch touristisch gemeinsam zu vermarkten. „Wir sind uns sehr ähnlich und haben gemeinsam ein riesiges Potential – ob im Skitourismus oder beim Radwegenetz. Wir wollen die Grenzen wegdenken und uns gemeinsam entwickeln. So haben wir eine größere Strahlkraft.“
Wie genau sich die Gemeinde beim Städtebau entwickeln soll, will der Bürgermeister durch die Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes ISEK aus 2008 überprüfen. Speziell die Zukunft des Wellenbadgeländes soll dabei nochmal geprüft werden. Heinrich konnte dies aus seiner eigenen Bürgermeister-Erfahrung nur begrüßen, denn es ordne für die Gemeinde die Prioritäten, um gezielter zu arbeiten. „Wir wollen unsere Flächen so entwickeln, dass es uns etwas bringt. Wir brauchen ein paar Akupunkturpunkte als Initialzündungen, um wieder in den Flow zu kommen“, so Herzog, dem Olaf Heinrich bei diesem Prozess weiterhin eine glückliche Hand wünschte.