Ein „großer Gewinn“ für die psychiatrische Versorgung in Niederbayern

Erweiterung des Bezirkskrankenhauses Passau um insgesamt 80 Betten – Baubeginn 2021, Planung beginnt zeitnah

Passau. Das Bezirkskrankenhaus Passau soll massiv ausgebaut werden – dies hatte der Bezirksausschuss bereits 2015 beschlossen. Doch trotz aller positiven Signale stand die offizielle Genehmigung noch aus. Gesundheitsministerium wie Krankenkassen stimmten kürzlich im Krankenhausplanungsausschuss zu und gaben damit Anlass für eine Pressekonferenz am Dienstag im Bezirkskrankenhaus.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich blickte kurz zurück auf die Entwicklung des Bezirkskrankenhauses in Passau, das bereits seit seiner Eröffnung im Jahr 2013 „enorm hohe Auslastungszahlen“ aufweise. Für Heinrich ein Beleg, wie hoch der Bedarf an psychiatrischen Behandlungen auch in diesem Teil Niederbayerns ist. Denn neben den Bezirkskrankenhäusern in Landshut und Mainkofen schuf man damit zusätzlich zu Deggendorf einen weiteren Standort, der eine ortsnahe Versorgung der Bevölkerung – wenn auch nur ambulant und teilstationär – ermöglichte. Schon damals hatte man aber eine Erweiterung im Hinterkopf und sicherte sich in Passau das Vorkaufsrecht am Nachbargrundstück der Postbaugenossenschaft. Nach Auslaufen des Erbbaurechts könne nun der Baubeginn 2021 angestrebt werden.

80 neuen Betten für Passau


Insgesamt entstehen 80 stationäre Betten am Bezirksklinikum Passau, 50 davon im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie - sie werden von Mainkofen hierher verlegt. 30 zusätzliche Betten werden in der Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen und somit zu der bisherigen Tagesklinik mit 18 Plätzen und der Institutsambulanz das Angebotsspektrum erweitern.

Passau wird so neben Landshut die zweite Klinik in Niederbayern mit einer stationären Versorgung in diesem Bereich. „Vor allem im Hinblick darauf, dass es in den Landkreisen Freyung-Grafenau, Regen und Rottal-Inn keinen einzigen niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater gibt, wird das die Versorgung in der Region sehr verbessern“, freut sich Heinrich.

Dr. Matthias von Aster, Chefarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik am BKH Landshut sowie der Außenstellen Deggendorf und Passau, machte auf die medizinische Notwendigkeit der Erweiterung aufmerksam. In den letzten Jahrzehnten seien ein kontinuierlicher Anstieg an psychiatrischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen und zunehmend komplexere Krankheitsverläufe erkennbar. Die Vor- und Nachbetreuung von stationären Aufenthalten habe man bereits durch die ambulanten Angebote verbessern können. Doch gerade bei Krisen und in akuten Notfallsituationen sei ein zweiter Bettenstandort dringend nötig - da Passau am anderen Ende des Regierungsbezirks liege, sei der Standort gut gewählt. „Das ist ein großer Gewinn für die Bevölkerung“, so Dr. von Aster.

Mehr Quantität in der Betreuung also, aber auch mehr Qualität, wie Prof. Dr. Peter Eichhammer, leitender Arzt der Fachklinik für Erwachsenenpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des BKH Passau, hervorhob. Vor allem bei den 16- bis 20-jährigen, bei denen der Übergang zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie fließend sei, biete die Erweiterung nun große Chancen, beide Fachbereiche gut zu kombinieren. Nicht zuletzt sei man mit den bisherigen 60 allgemeinpsychiatrischen Betten, der Tagesklinik mit 30 Plätzen und der Institutsambulanz „völlig überlastet“.

Für Stefan Eichmüller vom Referat Gesundheitseinrichtungen des Bezirks sowie Krankenhausdirektor am BKH Landshut entsteht damit in Passau ein dritter vollwertiger Standort der psychiatrischen Versorgung in Niederbayern. Er schätzt, dass ab der Fertigstellung 2023/2024 rund 50 neue Arbeitsplätze entstehen werden und die Zahl der Beschäftigten etwa doppelt so hoch wie heute sein wird. Allerdings – so sind sich alle einig – wird die Suche nach geeignetem Personal schwierig werden. „Wer sich demnächst für das Bezirksstipendium bewirbt, hätte also große Chancen, hier zu arbeiten“, warf Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich ein. Prof. Eichhammer sieht dabei generell auch die Möglichkeit für das Bezirkskrankenhaus, selbst gezielt Personal aus- und weiterzubilden.

Wie viel das neue Gebäude kosten wird, ist derzeit noch offen – von einem zweistelligen Millionenbetrag ist jedoch auszugehen. Im Moment läuft die europaweite Ausschreibung für die Planung. „Wir würden uns freuen, wenn sich auch Büros aus der Region bewerben“, betonte Stefan Singer vom Baureferat des Bezirks, der die Maßnahme in Passau betreut.

Bis Ende 2018 sollen die Vorentwurfsplanungen fertig sein, um den Förderantrag beim Freistaat einzureichen. „Wir machen das so frühzeitig, damit der Bezirk Planungssicherheit hat und möglichst wenig vorfinanzieren muss“, ergänzte Heinrich. In den kommenden drei Jahren werden dann die Details ausgearbeitet, beispielsweise wie das neue und alte Gebäude verbunden werden und die unzureichende Parkplatzsituation verbessert werden kann.

Bildunterschriften: Informierten über die Erweiterung des Bezirkskrankenhauses Passau (v. l.): Stefan Eichmüller vom Referat Gesundheitseinrichtungen des Bezirks, Dr. Matthias von Aster, Chefarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik am BKH Landshut, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Stefan Singer vom Baureferat sowie Prof. Dr. Peter Eichhammer, leitender Arzt der Fachklinik für Erwachsenenpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des BKH Passau.

Sobald die Erbbaurechtsverträge in diesem Haus der Postbaugenossenschaft auslaufen, kann der Baubeginn in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Gebäude (r.) erfolgen.